Aragonien

Aragonien
Ara|go|ni|en; -s:
Region in Nordostspanien.

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Aragoni|en,
 
spanisch Aragọ́n, Region in Nordostspanien, umfasst mit den Provinzen Huesca, Saragossa und Teruel (zusammen 47 669 km2, 1,18 Mio. Einwohner) große Teile der flachwelligen Tafellandschaft des Ebrobeckens, reicht im Norden bis in die Pyrenäen, im Süden in das Iberische Randgebirge. Kontinentales Klima mit kalten Wintern (mittlere Januartemperatur: —0,8 ºC), heißen Sommern (August: 24 ºC) und geringen Niederschlägen (300-400 mm). Durch Stauanlagen mit Kraftwerken und Kanälen wird das Bewässerungsland (besonders auf den Schwemmlandböden des Ebrobeckens) ständig vergrößert und die industrielle Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse (Getreide, Weintrauben, Zuckerrüben, Oliven, Baumwolle, Gemüse, Obst, Hanf) ermöglicht. Daneben lassen die kargen Böden nur extensive Weidewirtschaft (Schafe) zu. Im Süden werden Kohle, Blei- und Eisenerz sowie Schwefel und Marmor abgebaut, im Norden Salzlager. Wichtigste Stadt in zentraler Lage am Ebro ist Saragossa. Kunsthistorisch bedeutend sind die in ganz Aragonien verbreiteten Bauwerke im aragonesischen Mudéjarstil (Blüte: 12.-17. Jahrhundert), die in ihrem geometrischen Backsteindekor und farbigen Azulejos starken arabischen Einfluss zeigen.
 
 
Aragonien wurde nach dem 2. Punischen Krieg (218-201 v. Chr.) römisch, 415 n. Chr. westgotisch und kam 713 unter arabische, zu Beginn des 9. Jahrhunderts wieder unter christliche Herrschaft. Die Grafschaft Aragonien gehörte zunächst zum Königreich Navarra. Ramiro I. (1035-63) erhob Aragonien zum Königreich, sein Sohn Sancho Ramírez stellte es 1089 als Lehen unter päpstlichem Schutz. Alfons I. eroberte 1118 Saragossa von den Mauren und machte es zur Hauptstadt. Durch Heirat wurde Aragonien 1137 mit der Grafschaft Katalonien vereinigt; für das Doppelreich bürgerte sich im 13. Jahrhundert der Name »Krone von Aragonien« ein. Es dehnte sich rasch aus, nahm feste Handelsbeziehungen zu den nordafrikanischen Sultanaten auf und wurde im 15. Jahrhundert zur führenden Macht im westlichen Mittelmeerraum. Alfons II. (1162-96) dehnte seine Herrschaft auch auf Südfrankreich aus, das aber in den Albigenserkriegen 1213 fast ganz an die französische Krone verloren ging. Erfolgreicher verliefen die Eroberungen im Süden und O: 1229-35 Mallorca und Ibiza, 1238 Valencia, 1282 Sizilien, 1287 Menorca, 1323 Sardinien, 1442 das Königreich Neapel. Die Heirat Ferdinands von Aragonien mit Isabella von Kastilien (1469) führte 1479 zur Vereinigung der beiden Reiche. Die Sonderrechte der aragonesischen Ständevertretung (Cortes), die seit 1283 und 1287 große politische Macht besaß, wurden nach der Vereinigung mit Kastilien zunächst respektiert, nach dem Spanischen Erbfolgekrieg jedoch aufgehoben. In den Napoleonischen Kriegen war Aragonien ein Zentrum des nationalen Widerstandes. - Seit dem 10. 8. 1982 ist Aragonien autonome Region.
 
 
H. J. Chaytor: History of Aragon and Catalonia (New York 1933, Nachdr. 1969).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Spanien und die Reconquista: Eine Großmacht entsteht
 

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Ara|go|ni|en; -s: Region in Nordostspanien.

Universal-Lexikon. 2012.

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